- Schulfähigkeit
- Schulfähigkeit,Bezeichnung für den Entwicklungsstand eines Kindes, der als Voraussetzung für das Erreichen der Unterrichtsziele im ersten Schulabschnitt des Primarschulbereichs erforderlich ist. Die Erkenntnis, dass Schulfähigkeit weniger das Ergebnis biologischer Reifungsvorgänge als vielmehr das Ergebnis der Anregung durch die Familie und die gesamte vorschulische Umwelt darstellt und zudem in Beziehung auf die Unterrichtsziele definiert ist, führte dazu, dass statt von Schulreife zunehmend von Schulfähigkeit gesprochen wird. In Schulfähigkeitsuntersuchungen werden unterschiedliche Aspekte der Schulfähigkeit bestimmt: 1) Die körperliche Schulfähigkeit bezieht sich auf den körperlichen Entwicklungs- und Gesundheitszustand des Schulanfängers und wird durch ärztliche Untersuchung festgestellt. 2) Bei der sozialen und emotionalen Schulfähigkeit geht es um die soziale Anpassungsbereitschaft, die Bildbarkeit in der Gruppe, das Verständnis von Regeln und Vorschriften und die altersangemessene Selbstständigkeit. Dieser Aspekt der Schulfähigkeit wird durch Befragung der Eltern, durch Beobachtung des Lernanfängers in Spiel- und Testsituationen ermittelt. 3) Die kognitive Schulfähigkeit bezieht sich auf Wahrnehmungsleistungen, auf feinmotorische Koordination, auf Konzentration und Aufmerksamkeit, auf Intelligenz und altersentsprechendes Grundwissen. Zur Untersuchung dieser Aspekte werden Schulreifetests (Schulfähigkeitstests) eingesetzt. Die Frankfurter Schulreifetests, die Weilburger Testaufgaben sowie die Münchener Schulreifetests werden wegen ihrer ausschließlich kognitiven Orientierung (geometrische Figuren zeichnen, Bilder und Gegenstände ordnen und umordnen und ähnliche Aufgaben) und wegen der Problematik des Schulreifebegriffs heute seltener verwendet; stattdessen finden »Schuleingangs-Assessments«, bei denen Spielsituationen unter Beobachtung wichtig sind, Verbreitung wie das Kieler Einschulungsverfahren (KEV, 1986); über die kognitiven Fähigkeiten hinaus können damit Dimensionen wie Sozialverhalten, Emotionalität, Selbstständigkeit getestet werden. Aufgrund der Testergebnisse werden die Getesteten üblicherweise als vollschulfähige Kinder, fraglich oder bedingt schulfähige Kinder sowie noch nicht schulfähige Kinder eingestuft. Letztere erfahren heute zunehmend spezifische Förderungen etwa im Rahmen von Schulkindergärten.A. Burgener Woeffray: Grundlagen der Schuleintrittsdiagnostik (Bern 1996).
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Schul|fä|hig|keit, die <o. Pl.>: Schulreife.
Universal-Lexikon. 2012.